Begonnen mit dem ersten Element: ein kopiertes Frauenmotiv, das ich mit Gel Medium auf ein Stückchen Zeitungspapier vor etwa zwei Jahren transferiert hatte. (Motiv [S. 121] legal kopiert aus: "Collage Lost And Found" von Guiseppina Cirincione).
So lag es ewig rum und nie hat das strenge Motiv gepasst in meinen Augen. Aber seit Wochen hatte ich es jetzt immer und immer wieder in den Fingern und betrachtet.
Dieses Gesicht auf diesem Zeitungspapier - es fasziniert mich. Festnageln wollte ich es irgendwo und irgendwie. Aber es war so schmal und zerbrechlich, viel zu zart für Tackernadeln oder Brad-"Nägel".
Dauernd lag dann auch noch dieser uralte Mica Rest rum, der mir zu schade war, ihn wegzuwerfen, aber immer passte er nicht. Irgendwann lagen diese zwei auf ihre Bestimmung wartenden Elemente wie zufällig aufeinander. Es war wirklich so.
Das war vor ungefähr einem Jahr. Immer wieder verschwanden sie gemeinsam im Schatzkästchen ohne ein Ziel. Ich weiß, ich texte heute für dieses relativ unbedarfte ATC ziemlich viel. Wer bis hierhin gelesen hat und einen Kommentar abgibt, dem schicke ich nicht dieses ATC aber eine andere Stempelarbeit von mir, die ich noch erarbeiten muss.
Wie gesagt, seit Wochen hatte ich die beiden Teile immer und immer wieder in der Hand und versucht, sie zu einem Bild zu formen. Es ließ mir keine Ruhe. Ich suchte nach einer Farbe für den Transfer.
Dann hatte ich diese HGs gemacht und es war da: das Blau.
Von da ab ging es relativ schnell.
Den Transfer mit Distress stonewash mit Schwämmchen eingefärbt, Reststück des Mica's mit 3D Kleber aufgeklebt. Nach dem Trocknen zurecht geschnitten.
Jetzt hatte das "Teil" eine Sprache. Wirken. Werken.
Ich kann nicht handarbeiten. Aber für dieses Motiv musste für mich etwas, "stoffliches" her.
In irgend einer Stunde kam mir dieseTüte mit dem künstlichen Bast wieder in die Finger und die Idee, es einfach zu verhäkeln. Warum nicht?
Andere können fantastisch stricken und bewundernswerte Werke nähen. Kann ich nicht. Hm, aber ein ATC zu häkeln, das kann ich versuchen. Und diesen groben und doch versucht sorgsam gewerkelten HG in kontrastierender Farbe --- das würde doch passen können. :-)
So unglaubwürdig es klingt, es ist wahr:
Nach einem halben Freitagskrimi war das Teil gehäkelt und bis zur Überführung des Möders war klar, wie ich alle Teile zusammen fügen würde:
Das Transfermotiv mit Mica versehen mit Kraftkleber auf den Häkel-HG auftragen, nach dem Trocknen noch mit der Sticknadel blauen Kunst-Bast durchziehen und mit rotem Zwirn das Ganze auch noch mit der Nadel sticheln. Fest zurren.
Dann fehlte noch was. Es war das Motiv, die Augen, der Ausdruck, die mir sagten: es fehlt was.
Hm, ja. Es fehlt vieles. Und doch nicht.
Es hat noch ein paar Tage gedauert. Dann habe ich mich getraut, die Knopf-Brads zu setzen.
Dann auf einen Rest des Deli-Paper HGs den Schriftzug (stampingback) mit schwarzem Archival zu stempeln, auszuschneiden und auf ein Reststück von Karton zu kleben. Diesen dann mit doppelseitigem Klebeband auf dem HG zu befestigen.
Tja, und dann der Schluss.
Das gehäkelte Teil hatte nach all dem Ziehen und Pressen doch nicht die Idealmaße eines ATCs.
Also "musste" ich es mit einem Karton ATC mit Idealmaßen hinterkleben, um es auf Form zu bringen.
Und wie ich es mit einem schwarzen ATC provisorisch hinterlegt hatte, da sah ich: es fehlt ein Herz.
Ein kupfernes Herzbrad am Revers. ("Heinrich! Der Wagen bricht!") - Das wars:-)
Mit doppelseitigem Klebeband und Kraftkleber das schwarze ATC hinterklebt.
Nicht jedes ATC von mir hat solch eine Geschichte im Hintergrund. Dieses aber 100 %!
2 Kommentare:
Der Wahnsinn, ich finde der gehäkelte Rand, gerade in dem kontrastigem gelb, gibt dem ATC eine tolle Wirkung.
Danke auch fürs erzählen der Mache, denn das macht das ATC noch wertvoller.
Rundrum gelungen, zu 100%
So viel Text zu einem Bild, das hast du ja selten gebracht! Aber es gefällt mir, etwas über die Entstehung eines solchen kleinen Kunstwerkes zu erfahren. Das interessiert mich mehr, als die Technik, in der es gemacht wird. Die verstehe ich als Laie sowieso nicht. Aber was dich dazu bewegt hat, was du damit ausdrücken willst und was ich darin sehe und dabei empfinde, das ist meine Art der Interpretation von Kunst. Aber auch schon alleine das Anschauen macht mir viel Freude.
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